Bibliotheken, Restaurants und Kneipen, Museen, Theater, Freibäder und Datschen – auch in der SED-Diktatur gab es Orte des alltäglichen Lebens.
Der digitale Reiseführer “Alltag Ost” erzählt ihre Geschichte. Denn neben Checkpoint Charlie und anderen bekannten Erinnerungsstätten, finden Alltagsorte kaum Eingang in die bekannten Narrative der Erinnerungskultur. Dabei lässt sich gerade anhand der Geschichten, die an diesen Orten entstanden, sehr gut aufzeigen, wie sehr das Leben durch die politischen Vorgaben der SED geprägt wurde. Wie verhielten sich die Menschen dazu? Welche Kompromisse gingen sie ein? Welche bewussten oder unbewussten Abgrenzungen vollzogen sie?
„Staatliche oder parteiherrschaftliche Institutionen existieren nicht jenseits gesellschaftlicher – und damit zugleich alltäglicher Zusammenhänge. […] Wirksam und bedeutsam sind sie alle nur in den Formen, in denen die Menschen sie wahrnehmen, in denen sie auf sie reagieren und mit ihnen umgehen, sie ausmanövrieren, nutzen oder auch akzeptieren – zögerlich, gleichgültig, aber auch begeistert.“
Trotz Sozialismus waren auch in der DDR nicht alle Städte gleich. Berlin war nicht gleich Leipzig, war nicht gleich Jena, war nicht gleich Magdeburg. In der Konsequenz heißt das auch, dass es trotz des übergestülpten ideologischen Korsetts mal mehr, mal weniger deutliche Unterschiede im Alltagsleben ihrer Bewohner_innen gab. An diesen Unterschieden lässt sich einerseits ablesen, wie sehr eine repressive Politik den Alltag eines Volkes bestimmt. Genauso gut lässt sich daran aber auch erkennen, wie sich der Alltag seinen Weg um eine Ideologie herum sucht, wie Orte des Widerstands und Freiräume der individuellen Lebensgestaltung entstehen.
Um diesen regionalen Besonderheiten Rechnung zu tragen, haben wir uns für jeweils eine Stadt aus jedem der sechs östlichen Bundesländer entschieden. Genauer gesagt sind es fünf Städte und eine Insel: Berlin, Jena, Leipzig, Magdeburg, Potsdam und Rügen.
Links & Literaturhinweise (weitere bei den jeweiligen Orten)
Begriffe, Methoden und Debatten der zeithistorischen Forschung: www.docupedia.de
Bundesstiftung Aufarbeitung: Pulblikationen zu Leben in der DDR
Bundesstiftung Aufarbeitung: Fotoausstellung von Harald Hauswald “Voll der Osten”
Bundeszentrale für politische Bildung: Dossier Ostzeit
Bundeszentrale für politische Bildung: Dossier Stasi
Bundeszentrale für politische Bildung: Dossier Deutsche Teilung – Deutsche Einheit
Dokumentationszentrum in Eisenhüttenstadt: Alltagskultur der DDR
Deutsches Historisches Museum: Ausstellung “Farbe für die Republik”
und Kritik zur Ausstellung: Der inszenierte Alltag – Auftragsfotografie der DDR
Haus der Geschichte – Dauerausstellung: Alltag in der DDR
Informationen zur politischen Bildung: Gesellschaft und Alltag in der DDR
Lebendiges Museum Online (LeMO): Geteiltes Deutschland
Verein zur Dokumentation der DDR-Alltagskultur: www.kost-the-ost.de
www.planet-wissen.de: Geschichte der DDR
Literatur
Ulrike Häußer, Markus Merkel (Hrsg.): Vergnügen in der DDR. Berlin 2009.
Mary Fulbrook: Ein ganz normales Leben. Alltag und Gesellschaft in der DDR. Darmstadt 2008.
Alf Lüdtke: Alltag: Der blinde Fleck? in: Deutschland Archiv 39 (2006), S. 894-901.
Martin Sabrow (Hrsg.): Erinnerungsorte der DDR. München 2009.
Stefan Wolle: Die heile Welt der Diktatur. Alltag und Herrschaft in der DDR 1971-1989. München 2013.